Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

kreuzer_10_2013

Lecker, lecker: Kinderbackbuch, Koffein mit Musik im Blut: Familiencafé in der Musikschule Neue Musik

078 Kinder & Familie 1013 Film 038 Spiel 044 Musik 046 Theater 058 Literatur 068 Kunst 072 Termine 084 Die Musikschule Neue Musik Leipzig überrascht mit einem Familiencafé Das Kind soeben beim Klavierlehrer abgege- ben, draußen in der Sonne auf einem der hübschen Gartenstühle neben einer hohen Grünpflanze Platz genommen: Für die nächsten 45 Minuten ist süßes Nichtstun angesagt. Von irgendwo aus einem offenen Fenster dringt leise Blockflötenmusik in den Gohliser Hinter- hof, im Gebäude gegenüber spielt jemand Schlagzeug. Kaffee wäre jetzt toll. Am Nachbar- tisch sitzt eine Frau mit einem sehr großen Hund. Konzentriert tippt sie in ihr Smartphone, nebenbei nippt sie – man traut seinen Augen nicht – an einem Glas frisch gebrühtem Latte macchiato. Eine Fata Morgana? Nein, ab dem 2. September betreibt die Neue Musik Leipzig im Erdgeschoss ihrer Musikschule ein Fami- liencafé mit Außenbereich im Hinterhof. Ein 28 Quadratmeter großer Sandkasten mit feinem, hellem Sand inklusive Sandspielzeug lässt Strandfeeling aufkommen, es herrscht charman- teste Hinterhofatmosphäre. Drinnen, hinter den Tresen an der Kaffeemaschine, steht Alfred Kal- lfass und schäumt Milch. Eigentlich ist Kallfass Dozent für Kontrabass und E-Bass, heute berei- tet er Kaffeespezialitäten zu: Milchkaffee, Cap- puccino, Latte macchiato, auch Obst, Cookies und Kuchen stehen auf der Speisekarte. Liebe- voll legt Kallfass eine Marshmallowmaus auf eine Untertasse und reicht sie zum bestellten Milchkaffee. Dass die Lehrer der Musikschule nun abwechselnd zum Barista werden, ist Teil des Konzeptes. »Wir haben lange nach einem Betreiber für das Café gesucht, jetzt sind wir froh, dass wir es selbst machen«, sagt Musikschulleiter Michael Plättner und berichtet von den vielen Übungs- wochen im Kaffeezubereiten. »Wir sind hier näm- lich alle sehr anspruchsvolle Kaffeetrinker«, sagt er und lacht. Das koffeinhaltige Heißgetränk verdient höchstes Lob. Plättner hat mit der Idee eines Familiencafés voll ins Schwarze getroffen: Schon lange wünschten sich die Gohliser ein kleines, nettes Café in der Nachbarschaft. Die dezente stilvolle Einrichtung mit Konzertflügel und eine geräumige Spielecke mit Büchern und Gelegenheit zum Malen versprechen entspann- te Stunden vor allem für Familien mit Kindern. »Wir wollen mit dem Café explizit Leute von außerhalb ansprechen«, so Plättner. Vorerst hat das Café, welches zurzeit noch ohne Namen ist, nur nachmittags geöffnet. Der Schulleiter kündigt an, dass mit größerem Speiseangebot auch die Öffnungszeiten ausgedehnt werden. Zudem kann der Saal mit dem Café für private Feiern genutzt werden. Das Puppentheater im Globus hat das Potenzial bereits erkannt und seine Spielstätte von der Friedenskirche Gohlis ab sofort hierher verlegt. MIRIAM SCHULTZE ▶ Neue Musik Leipzig, Eisenacher Str. 72, Cafébetrieb Mo–Fr vorläufig 15–19 Uhr ▶ 1.10., 18 Uhr: Dienstagsmusik ▶ 11.10., 16 Uhr: Der Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel. Rasantes Figurentheater für Zuschauer ab 4 Jahre, Eröffnungsveranstaltung des 22. Festivals für Figuren-, Objekt- und Anderes Theater. Eintritt: 8/5 € Koffein mit Musik im Blut Bester Barista von Gohlis: Musiklehrer Alfred Kallfass (links im Bild) Lecker, lecker! Mit Lena Göranssons Backbuch lernen Kinder alleine backen Wenn die Nachmit- tage wieder länger, kälter und dunkler werden, klagen Kinder ver- mehrt über Lan- geweile. Ein Backbuch mit einfachen Kuchen- und Keksrezepten ist jetzt genau das Richtige. Eins, mit dem man Kinder möglichst für mehrere Stunden alleine in der Küche einschließen kann und dessen Ergebnis süß und schokoladig ist. So ein Zauberbuch hat sich Lena Göransson ausgedacht, und wie der Titel »Backen wie in Bullerbü« verrät, kommen diese 48 Seiten Familienglück – wie sollte es auch anders sein – aus Schweden. Erst ist man ein bisschen erstaunt, dass die Rezepte nicht Bjursta, Nisse oder Ektorp heißen, sondern nur Schokoladen- kuchen, Zitronen-Muffins oder Himbeerhöhlen. Aber »Backen wie in Bullerbü« ist kein Buch, das Muttis und Papis Backkompetenz erweitert, sondern es ist ein Backbuch, mit dem sich Kinder ab sieben Jahren alleine der Herausforderung eines Schokoladenkuchens stellen können. So findet man keine ausgefallenen Kuchenrezepte, sondern lediglich Altbekanntes wie zum Bei- spiel einen Keks-Grundteig oder ein Basisrezept für Muffins, Bananen-, Schoko- und Ananas- Kokos-Kuchen, was für kindgerechte Backsessions völlig ausreichend ist. Statt komplizierter Backanleitungen wird der Weg zum Keks mithilfe kleiner, liebevoll gestalteter Fotostrecken doku- mentiert. Auf den Zutatenlisten ist wenig Text zu sehen, dafür beispielsweise das Bild eines Eis, einer Tasse Mehl und vielleicht eines Töpf- chens Himbeermarmelade. Die Autorin rechnet in Maßeinheiten wie Tassen, Löffel und Töpfchen. Und dass der Kuchen eine Stunde im Ofen backen soll, erkennt der kleine Bäcker an der ab- gebildeten Eieruhr, die genau 60 Minuten anzeigt. Auch sonst erfreut man sich an vielen Fotos lachender Kinder. Eigentlich lachen und grinsen sie einen verdächtig von allen Seiten an – immer mit bunt verzierten Kuchen, Schnee- besen und Backblechen in der Hand und Mehl im Gesicht. Da fragt man sich natürlich insge- heim, ob vielleicht auch Haschischkekse gebacken wurden oder einfach nur zu viele Kohlehydrate und künstliche Farbstoffe (Smartie-Kekse) im Spiel waren. Und ein bisschen pädagogisch wird es dann auch: »Und denkt daran, vor dem Backen eure Hände zu waschen!« und »Bevor ihr den Backofen einschaltet, fragt bitte immer eure Eltern um Erlaubnis«, so der Appell der Autorin. Den weitaus wichtigeren Satz »Bitte die Küche nach dem Backen wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzen!« hat sie allerdings vor lauter Zuckerguss vergessen. MIRIAM SCHULTZE ▶ Lena Göransson: Backen wie in Bullerbü. Kinderleichte Rezepte aus Schweden, Südpol Verlag 2013. 48 S., 12,90 € | Rezension | SANDRANEUHAUS

Pages