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kreuzer_10_2013

Yuck, Caged Animals, Brahms, Sebastian Knauer

1013 Musik Termine 084 Kunst 072 Literatur 068 Theater 058 Musik 046 Spiel 044 Film 038 055 Musik ein. Alter schützt vor Alben nicht: »Hesitation Marks«, Album Num- mer neun, erweckt einen gänzlich unprätentiösen Eindruck. Oder langweilig: Das gilt je nachdem, ob man damals »I wanna fuck you like an animal« in der örtlichen Indie- Disco mitwisperte oder halt nicht. Knapp zwanzig Jahre später ent- wirft Trent Reznor ähnliche Melo- dien, Soundscapes und Lyrics: nur alles etwas zahnloser. Das muss aber gar nicht schlecht sein. Alte Teppiche oder Weine steigern mit den Jahren ja schließlich auch ihren Wert. Die Remixe von One- ohtrix Point Never, Todd Rundgren und Genesis P-Orridge runden das Album für schwermütige Gewohn- heitstiere sinnlich ab. MARC BOHLÄNDER 07 YUCK GLOW AND BEHOLD FONTANA/UNIVERSAL KKKKKPop »Glow And Behold« ist gleich- zeitig Debüt und Neuanfang. Mit ihrem zweiten Album festigen Yuck ihren Ruf als Indie-Wunder und fangen doch neu an. Zu dritt. Denn Sänger Daniel Blumberg hat die Band im Frühjahr verlassen. Was die drei Rest-Yucks mit »Glow And Behold« zeigen, ist ein ungemein souveränes Album. Es ist nicht so melancholisch, wie nach einer Trennung alte Fotos anzuschauen, es ist nicht so radikal anders wie die auf die Trennung folgende neue Fri- sur. Es gibt immer noch das domi- nante Schlagzeugspiel von Johnny Rogoff. Und immer noch werden Yuck ins Indie-Regal gestellt wer- den. Mit »Glow And Behold« stehen sie jetzt aber eher zwischen Yamon Yamon und Young Rebel Set als bei den Yeah Yeah Yeahs. Mehr Pop als Rock, wie auch die erste Single »Rebirth« zeigt. Mit »Middle Sea« greifen Yuck aber noch mal in die Rockkiste des Debütalbums und machen klar, dass sie auch zu dritt ein zweites »Yuck« hätten aufneh- men können – wenn sie es gewollt hätten. So aber zeigen sie würde- voll, dass sie es als Band musika- lisch tatsächlich draufhaben. Sie unterlegen einfache Melodien mit dichtem Sound. Nicht so rockig und ungestüm wie auf »Yuck«, sondern erhaben wie eine Band, die weiter- macht – möglichst besser als zuvor. KERSTIN PETERMANN 08 CAGED ANIMALS IN THE LAND OF GIANTS LUCKY NUMBER KKKKKCrossover-Pop Brooklyn haben wir in den letzten Jahren unzählige umwerfende Künstler zu verdan- ken. Vincent Cacchionne ist einer der bisher weniger bekannten. Mit seinem Projekt Caged Animals hat er früher ernsthafte psychische Kämpfe verarbeitet und seine Alb- träume in minimalistische Pop-Per- len übersetzt. Wie etwa, als er eine ganze Zeit lang heimlich in seinem Auto wohnte und von dort aus in den Proberaum ging. Inzwischen schlägt er optimistischere Töne an und legt mit »In The Land Of Giants« ein wunderbar ausgereiftes Album vor. Das Improvisierte ist dem gewissenhaften Arbeiten am Song gewichen. Cacchionne meint es ernst mit seiner Musik. So ernst, dass er sich für das Video zu »Cindy + Me« gar in einen Raum mit wil- den Pavianen begab. Er sträubt sich vor Schubladen. Seine Melodien und Texte bestimmen, welches Genre er nutzt, und nicht umge- kehrt. So fühlt er sich in Folk, Hip- hop, R‹n‹B und Elektronik gleicher- maßen heimisch. Ob er sich das leichte, sympathische Lispeln vom Label-Kollegen Darwin Deez abge- hört hat, ist ungewiss. Sicher ist jedoch, dass sein drittes Album ein- fach und direkt ist. Und angenehm schnell ins Ohr geht, um zu bleiben. KAY ENGELHARDT 09 BRAHMS DEUTSCHES REQUIEM NAXOS KKKKKChorsinfonik Das nennt man wohl glückliche Zeitplanung: Eben schrieb die amerikanische Dirigen- tin Marin Alsop Geschichte, weil sie Anfang September als erste Frau in der 118-jährigen Geschichte der »London Proms« die berühmte »Last night« dirigierte. Und nun veröffentlicht die Plattenfirma Naxos – die Mutter des »Gut, aber günstig«-Modells – eine CD, auf der Alsop mit Chor und Sinfonieorches- ter des Mitteldeutschen Rundfunks ein Hauptwerk der Chorsinfo- nik präsentiert: Johannes Brahms' »Deutsches Requiem«. Geht die Dirigentin den Eingangssatz noch recht ruhig an, so überrascht spä- testens ab dem Zentralsatz »Wie lieblich sind deine Wohnungen« die übergroße Eile, mit der das Ensem- ble durch die Partitur jagt. Wobei auch das dem technischen Vermö- gen des gut präparierten Chores keinen Abbruch tut: Das Ensemble findet stets den richtigen Ton zwi- schen romantischem Schwelgen und vokaler Leichtigkeit. In guten Händen liegen die Solopartien bei Stephan Genz und Anna Lucia Rich- ter, wobei die klar geführte Stimme der erst 22 Jahre alten Sopranistin die eigentliche Entdeckung dieser Einspielung ist. HAGEN KUNZE 10 SEBASTIAN KNAUER VIENNA 1789 BERLIN CLASSICS KKKKKKlassik »1789« prangt in roten Zif- fern auf dem Booklet. Französische Revolution? In diesem Fall nicht, denn der Pianist Sebastian Knauer führt seine Zuhörer keinesfalls nach Paris, sondern ins beschauli- chere Wien. Dort bahnte sich just in jenem Jahr, als die Franzosen auf- begehrten, eine musikhistorische Staffelübergabe an, die weit mehr als nur ein Generationenwechsel war. Jene von Mozart zu Beethoven – von einem Künstler, der Musik als Dienstleistung verstand, zu einem Tonsetzer, der sich als Weltkultur- gut verstand und für die Ewigkeit schrieb. 1789 komponierte Mozart sein letztes Klavierkonzert, im glei- chen Jahr legte Beethoven seinen Konzert-Erstling vor. Knauer zeigt mit dem Zürcher Kammerorches- ter unter Roger Norrington die Gemeinsamkeiten der beiden Rie- sen der Wiener Klassik und klam- mert sie mit Musik des Dritten im Bunde – Joseph Haydn, der im Wien des späten 18. Jahrhunderts auch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hatte. Zweifellos: Mit dieser Scheibe ist der Plattenfirma ein wunderschö- nes, unakademisch und dennoch klug präsentiertes Stück Musikge- schichte gelungen! HAGEN KUNZE 1007 08 09 ANZEIGE

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