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kreuzer_10_2013

Gedankenspiel des Lebens: "Im Absprung", Dazwischen gibt es tausend Nuancen: Interview mit Bewegungskunstpreisträger Stefan Wenzel

065 Theater1013 Termine 084 Kunst 072 Literatur 068 Musik 046 Spiel 044 Film 038 Bewegungskunstpreisträger Stefan Wenzel über die Leidenschaft des Puppenspiels »Im Absprung« klettert auf den Klippen menschlicher Existenz herum Ein Blick in den Abgrund. Der Protagonist schaut zu jenen Klippen hinab, von denen seine Mutter 20 Jahre zuvor in den Tod sprang. Ohne Hass und Hader lässt er den Augenblick und sein eigenes Leben Revue passieren. Nebenan schlafen Frau und Kind, während der 31-Jährige die Steine der Vergan- genheit wälzt und Entschlüsse für die Zukunft fasst. Einfach lässt sich Olivier Adams »Klippen« zusammenfas- sen, das doch aus tausend Plateaus besteht. Tief steigt die Hauptfigur in die Vergangenheit hinab, kehrt zu sich zurück, geht gedanklich in die Gesellschaft hinaus. »Im Absprung« greift den Romanplot auf und entwickelt daraus frei ein Gedankenspiel des Lebens. Regisseurin Romy Kuhn baut auf eine Dreierkonstellation. Sie lässt neben der dem Leipziger Publikum bekannten Schauspielerin Nina Maria Föhr zwei neue Akteure auftreten. Stefan Schleue war bis zum Sommer am Landestheater in Neuss engagiert, David Müller spielte drei Jahre lang an der Landesbühne Radebeul. TPR ▶ »Im Absprung«: 10./11., 13., 15./16.10., 20 Uhr, Cammerspiele kreuzer: Warum hast du vom Theaterwissenschaftler zum Figu- renspieler gewechselt? STEFAN WENZEL: Ich wusste nach der Schule, dass ich mich mit Theater beschäftigen möchte, traute mich aber noch nicht, mich zu bewerben. Dann habe ich mich spontan in Leipzig am Institut für Theaterwissenschaft eingeschrieben. Es war schön, so viel Zeit zu haben, sich mit Theatergeschichte auseinanderzusetzen. Dabei konnte ich mich auch beruhigen, was Innovationswut angeht, wenn man mal sieht, was für grandiose Spielstile und Themen schon mal existiert haben. Das hat meinen Wunsch, selbst zu spielen, eher befeuert. Nach einigen Jahren brach ich das Studium ab, um in Stuttgart Figurentheater zu studieren. kreuzer: Ist der Westflügel schuld, dass du zum Figurentheater gekommen bist? WENZEL: Das ist mindestens halb wahr. Ich komme aus Mag- deburg und habe dort als Zuschauer im städtischen Puppen- theater meine ersten Kontakte zum Spielen mit Puppen und Dingen erlebt. Wieder erwacht ist mein Wunsch, Figurenthea- ter zu machen, nach einem Workshop im Westflügel, wo ich danach zwei Jahre Helfer war. kreuzer: Was macht für dich das Figurenspiel besonders? WENZEL: Ich mag die Idee, Theater grundsätzlich als Kommu- nikation zu begreifen. Wenn man alle Möglichkeiten auslotet, gibt es da Formen, als Spieler hinter Material, Puppen, Musik- instrumenten zurückzustehen, aber auch die Möglichkeit, direkt mit den Zuschauern zu sprechen. Und dazwischen gibt es noch mindestens tausend Nuancen. Es gefällt mir, dass alle Anwesenden und alle anwesenden Dinge einen gleich großen Wert haben. kreuzer: Eignet sich die kleine Form besonders in für künstle- rische Freiberufler schwierigen Zeiten, um sich auszudrücken? WENZEL: Das weiß ich nicht. Aber ich strebe vorerst keine Umschulung an. Wir sind für vieles verantwortlich, aber das kennen andere Freiberufler auch. Dazu kommt, dass wir nicht nur spielen, sondern auch proben und Puppen bauen. Viel- leicht meinst du das mit »kleine Form«. Da sind verhältnismä- ßig wenige Menschen beteiligt im Vergleich zu anderen Büh- nen. Trotzdem stößt der Begriff mir meist auf, man könnte das schnell mit einem prüden Puppentheaterbegriff ver- wechseln. Da ist ja nicht alles klein auf unseren Bühnen. Zumindest wir Spieler sind lebensgroß. kreuzer: Dein neuer Stoff ist das Schlusskapitel von »Wilhelm Meisters Wanderjahren«: »Makariens Archiv«. Was kann man in dieser Zettelsammlung entdecken? WENZEL: Tänzerisches Objekttheater kommt vielleicht hin. Wir alle – die Tänzerin Alisa Olejnik und Regisseur Pawel Sem- tschenko – bringen ein, was wir können. Wir lernen uns ja gleichzeitig kennen und entwickeln ein Stück. Unsere Arbeit kreiste bisher viel um das Schreiben, um Alter und um Fortbe- wegung. kreuzer: Du bist – mit Samira Lehmann – Bewegungskunstpreis- träger. Ihr kommt also mit einer Produktion zusammen in den Westflügel zurück? WENZEL: Samira und ich wollen auf jeden Fall noch mal zu zweit ein Stück machen. Wie wir das Preisgeld genau nutzen, wissen wir noch nicht. Aber da lohnt ein langer Atem. Da gibts schon ein paar Ideen, aber eben auch noch ein bisschen Zeit. Seit Dezember 2012 wohne ich wieder in Leipzig. Samira und ich sind hergezogen. Nicht zuletzt wegen des Theaters, der Stadt, vieler Freunde. INTERVIEW: TOBIAS PRÜWER ▶ »Makariens Archiv«: 2.–4.10., 21 Uhr, Westflügel »Dazwischen gibt es tausend Nuancen« Gedankenspiel des Lebens OktOber 2013 Schaubühne L I n D e n F e L S AKKU MULATOR NACHT 9Völkerschlachten Wo ist die Front? die text­ schlacht geht Voran. 18. und 19. okt jeWeils 20 bis 24 uhr HEUTE: VOLKSTANZENein tanZFonds erbe Projekt choreograFie: jenny beyer, heike hennig, isabelle schad, doris uhlich 25. und 26. okt jeWeils 19.30 uhr KALTE JAHRESZEiTleiPZiger tanZtheater Zu gast | choreograFie: alessio treVisani 3. bis 6. okt | jeWeils 20 uhr CiNEBRASiL9. brasilianisches FilmFestiVal 8. bis 13. okt WWW.schaubuehne.com ANZEIGE DANASINAIDAERSINGROMYKUHN Gewinnerstück: Für den »Freischütz« erhielt Stefan Wenzel den Bewegungskunstpreis Nina Maria Föhr blickt in den Abgrund

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